Kartierung von Neophyten

Entlang der Hamel und des Herksbachs

Der Umgang mit gebietsfremden Pflanzenarten (Neophyten) gehört mittlerweile zum Alltag in der Naturschutzpraxis. Neophyten etablieren sich außerhalb Ihres natürlichen Verbreitungsgebiets ausgehend von Gärten und Parkanlagen oder durch gezielten Anbau als Nutzpflanzen.  Wo dies zu dichten Dominanzbeständen führt, oder attraktive Blüten die Konkurrenz um Bestäuberinsekten verschärfen, kann die heimische Artenvielfalt in Gefahr geraten. Andere invasive Pflanzenarten bringen Gesundheitsrisiken für den Menschen mit sich oder verursachen wirtschaftliche Schäden an Ufern und Bauwerken. Um die weitere Ausbreitung invasiver Arten zu verlangsamen und schützenswerte Arten und Lebensräume vor einem schädlichen Einfluss zu bewahren, steht die Kenntnis über Vorkommen invasiver Pflanzenarten an erster Stelle. Nur mit einer umfassenden Verbreitungskenntnis lassen sich geeignete Maßnahmen ableiten (Nehring et al. 2013a).

 

Fließgewässer stehen bei der Ausbreitung von invasiven Pflanzenarten in besonderem Fokus, da sich viele problematische Arten mit dem Wasser flussabwärts in kürzester Zeit weit verbreiten können. Natürliche Störungen und offene Bodenstellen, wie sie an Flussufern regelmäßig entstehen, begünstigen die Etablierung angeschwemmter Pflanzenteile an neuen Standorten (Pyšek & Prach, 1994). Bei der Ausbreitung mancher invasiven Pflanzenarten drohen Schäden an Hochwasserschutzeinrichtungen und Uferbefestigungen. Vor allem in Siedlungsnähe werden gesundheitsgefährdende Arten zum Problem. Es gilt Maßnahmen einzuleiten, bevor Bestände zu groß und ein Bekämpfungserfolg immer unwahrscheinlicher werden.


Vor diesem Hintergrund arbeitet die ÖNSOW an einer flächendeckenden Kartierung gebietsfremder Arten im FFH-Gebiet 375 "Hamel und Nebenbäche" innerhalb des Hamelner Stadtgebiets. Bereits vor Beginn der Kartierung waren einige Vorkommen von Neophyten im Untersuchungsgebiet bekannt. Gegen den Riesen-Bärenklau (Hercaleum mantegazzianum) werden bereits seit mehreren Jahren Bekämpfungsmaßnahmen verfolgt.

Zunächst wurden die bekannten Standorte im Frühjahr, mit dem Ziel eine frühzeitige Bekämpfung einzuleiten, kontrolliert . Im zweiten Schritt folgte die flächendeckende Kartierung von Neophyten. Es wurden unabhängig von ihrer Invasivität alle Pflanzenarten aufgenommen, die in Deutschland als Neophyten gelten. So fanden auch verschiedene Gartenflüchtlinge und Ziergehölze Eingang in die Erfassung.

Dabei wurden im Jahr 2023 insgesamt 20 verschiedene gebietsfremde Arten festgestellt. Die häufigste Art hiervon ist das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera), welches fast entlang des gesamten Gewässerverlaufs immer wieder mit Einzelpflanzen auftritt. Es folgen die Arten Riesen-Goldrute (Solidago gigantea), Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) und der Tatarische Hartriegel (Cornus alba).

Einige der festgestellten Arten wurden vom Bundesamt für Naturschutz auf die sog. Schwarze Liste invasiver Pflanzenarten, genauer auf die Managementliste gesetzt (siehe Bildergalerie). Aufgrund einer weiten Verbreitung in Deutschland ist eine Bekämpfung dieser Arten nur dort lokal sinnvoll, wo ein negativer Einfluss auf z. B. Arten, Lebensräume oder die menschliche Gesundheit reduziert werden muss (Nehring et al. 2013b).

 


Bekämpfung des Riesen-Bärenklaus (Heracleum mantegazzianum)

Der Riesen-Bärenklau wird entlang der Hamel und des Herksbachs seit vielen Jahren regelmäßig durch die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Hameln durch Ausgraben bekämpft. An mehreren Standorten wurden bereits Erfolge verzeichnet, so zum Beispiel am Liethberg, wo die Art in diesem Jahr nicht mehr vorkam. 

 

Der Riesen-Bärenklau breitet sich insbesondere auf den sonnigen und feuchten Standorten feuchter Hochstaudenfluren aus und stellt damit eine Gefährdung für den im FFH-Gebiet maßgeblichen LRT 6430 (Feuchte Hochstaudenfluren) dar.

Aufgrund ihrer Phototoxizität geht von den Pflanzen darüber hinaus ein gesundheitliches Risiko aus.

 

 

Bild links: Maßnahmenfläche mit ausgegrabenen Exemplaren des Riesen-Bärenklaus.

 


Quellen

Nehring, S., Kowarik, I., Rabitsch, W. & F. Essl (2013a): Naturschutzfachliche Invasivitätsbewertung für in Deutschland lebende gebietsfremde Gefäßpflanzen. BfN-Skripten 352. Online unter: https://neobiota.bfn.de/invasivitaetsbewertung/gefaesspflanzen.html

Nehring, S., Essl, F. & W. Rabitsch (2013b): Methodik der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Arten. BfN-Skripten 340. Online unter: https://neobiota.bfn.de/invasivitaetsbewertung/methodik.html

Pyšek, P., Prach, K. (1994): How important are rivers for supporting plant invasions? In: Ecology and management of invasive riverside plants, 45-54.