Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation - LRT 8210
Durch Erosions- und Verkarstungsprozesse im Berg- und Hügelland entstehen über Jahrtausende natürliche Kalk- und Gipsfelsen, die je nach Lage und Gestein verschiedenste Habitate und einzigartige Pflanzengesellschaften aufweisen. Tritt an Kalkfelsen eine standorttypische Felsspaltenvegetation z. B. mit verschiedenen Streifenfarn-Arten oder Habichtskräutern (Hieracium spec.) auf, werden die Felsen dem LRT 8210 zugeordnet. Auch menschengemachte Felswände können einbezogen werden.
Die Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation befinden sich in Niedersachsen überwiegend in einem günstigen Zustand. Wichtigste Beeinträchtigung ist intensiver Klettersport, der zu einer Zerstörung der typischen Vegetation führen kann (NLWKN, 2022a). Seit dem Jahr 2023 widmet sich die ÖNSOW der Erfassung der Kalkfelsen. Wissenschaftliche Mitarbeiterin Lisa-Marie Hille trägt dabei Informationen über die Lage, Struktur und Pflanzenartenvielfalt als auch über den Grad der Beeinträchtigung zusammen. Auf Schwindelfreiheit und Trittfestigkeit kommt es dabei an!
Seit mehreren Jahren ist im Ith ein Lenkungskonzept für den Klettersport in Kraft, das die Klettertätigkeit auf ausgewählte Felsen beschränkt. Der Erfolg dieses Konzept wird im Rahmen der laufenden Untersuchungen ebenfalls überprüft. Gemeinsam mit der IG Klettern wurden im Jahr 2023 bereits erste Maßnahmen für eine verbesserte Wegeführung an den Felsen umgesetzt.
Kalktuffquellen - LRT 7220*
Wo kalkreiches Grundwasser oberflächlich austritt und ihm durch die Photosynthese z. B. von Moosen Kohlendi-oxid entzogen wird, lagern sich Kalkstrukturen, sogenannter Kalktuff oder in besonderen Fällen Kalksinter ab. Bei Vorkommen von typischen Moosarten insbesondere von Palustriella commutata spricht man von Kalktuffquellen. Diese Lebensräume entsprechen dem LRT 7220* (Kalktuffquellen (Cratoneurion)) und gelten damit als prioritärer Lebensraumtyp (NLWKN, 2022b). Auch im Ith treten einige Kalktuffquellen auf, welche die ÖNSOW auf ihre Artenausstattung und ihren Zustand hin untersucht.
Doch eine Kalktuffquelle sicher zu erkennen, ist nicht immer einfach! Beispielhafte Ausprägungen sind leicht an ihren dichten Moospolstern und Terrassen aus Kalktuff zu erkennen. Doch wenn Wildschweine die empfindlichen Strukturen durch ihre Tritt- und Wühltätigkeit stark beschädigt haben und nur noch Reste der typischen Vegetation vorhanden sind, wird es herausfordernd. Um ganz sicher zu sein, dass man es mit dem charakteristischen Kalktuffmoos Palustriella commutata zu tun hat, wurden Proben der Moospolster in der Ökologischen Station unter dem Mikroskop untersucht. Nur so lassen sich die typischen sichelförmigen Blättchen und die zahlreichen kleinen Fortsätze am Stämmchen sicher erkennen. Die Anschaffung des erforderlichen Mikroskops wurde durch die großzügige Förderung der Sparkasse Hameln-Weserbergland und der Bürgerstiftung Weserbergland ermöglicht (mehr lesen...).
Informationen zu gesperrten und freigegebenen Kletterfelsen im Ith finden Sie auf der Website der IG Klettern.
NLWKN (2022a): Vollzugshinweise zum Schutz der FFH-Lebensraumtypen sowie weiterer Biotoptypen mit landes-weiter Bedeutung in Niedersachsen – Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation (8210). Niedersächsische Strategie zum Arten- und Biotopschutz. Stand Februar 2022. Downloadlink
NLWKN (2022b): Vollzugshinweise zum Schutz der FFH-Lebensraumtypen sowie weiterer Biotoptypen mit landes-weiter Bedeutung in Niedersachsen – Kalktuffquellen (7220*). Niedersächsische Strategie zum Arten- und Biotopschutz. Stand Februar 2022. Downloadlink